Es ist ein Thema, das uns jeden Tag begleitet und dem wir doch wenig Beachtung schenken: Unser aller Müll und seine Entsorgung. Wir glauben, wir sind gut im Recyceln und Wiederverwerten. Aber stimmt das? Wie es wirklich um das Thema Recycling steht, wird in diesem beeanco-Blog näher unter die Lupe genommen.
Die Zahlen sprechen für sich
Anscheinend werden in Deutschland 38 % des Kunststoffmülls recycelt. Dazu zählt jedoch alles, was in einer Recyclinganlage ankommt. Bedeutet: auch Materialien, die nicht verarbeitet werden können und Müllexporte werden mitgezählt! In Deutschland recycelt und wieder eingesetzt werden lediglich 15,6 % des Kunststoffs. Auch Österreich muss hier noch einiges aufholen: Das Nachbarland liegt bei 34 %. Auch hier wird alles mitgezählt, was von den Sortieren zu den Recycling-Betrieben geliefert wurde.
Was passiert mit unserem Müll
Habt ihr euch schon einmal gefragt, was mit unserem Müll passiert, nachdem wir ihn entsorgt haben?
Nun, zunächst einmal wird er gesammelt und in eine Sortieranlage gebracht. Vor allem Kunststoff ist hier in Unmengen zu finden. Eine Müllsammelanlage verarbeitet ca. 400 Tonnen davon und das allein an einem Tag! Die Mülltrennung erfolgt fast komplett automatisch – von Hand wäre das gar nicht mehr möglich. Meist wird das Plastik dann „downgecycelt“, also zu einem geringerwertigen Produkt weiterverarbeitet. Alles, was nicht recycelt werden kann, wird verbrannt. Hierbei entstehen oft giftige Schlacken, deren richtige Entsorgung noch nicht ganz geklärt ist.
Die enormen Müllmengen können wir in Europa gar nicht mehr stemmen. Aus diesem Grund und weil die Verwertung bei uns zu teuer ist, wird der Müll in verschiedene Länder verschifft, vor allem nach Südostasien. z. B. nach Indonesien – ein Land, das als zweitgrößter Verschmutzer der Weltmeere gilt und seine eigenen Müllberge schon nicht mehr im Griff hat. Alles, was in anderen Ländern zu teuer oder aufwändig zum Recyceln ist, wird unter anderem hierher verschickt.
In Ländern wie Indonesien gibt es keine effiziente Müllverwertung – auch ohne die Tonnen von Müll aus anderen Ländern. Die Folge: Riesige Müllberge, vor allem bestehend aus Kunststoff entstehen. Was an Recycler weiterverkauft werden kann, wird von Hand heraus gesucht. Das bringt Jobs und Geld für die Einheimischen. Sie verdienen durch die Arbeit mit dem Müll mehr als mit Feldarbeit. Doch zu welchem Preis?
Der Müll der in Indonesien ankommt, wird sortiert und entsprechend weiterverarbeitet. Doch lediglich 50 % davon kann recycelt werden, der Rest in ungeeignet. So wird 35 % des Mülls einfach verbrannt, da er nicht verwertbar ist. Ein Beispiel für solchen Müll ist mehrlagiges Plastik, das innen mit Aluminium beschichtet ist. Die Asche der Verbrennungen wird einfach liegen gelassen und verteilt sich so über Land und Wasser. Keiner ist geschützt vor den giftigen Dämpfen, die beim Verbrennen aufsteigen.
Doch wie gelangt der ganze Müll in solche Länder?
Indonesien ist angewiesen auf Papierimporte aus anderen Ländern. Das wird ausgenutzt und illegal Plastik-Hausmüll unter das Papier gemischt, um auch den ungeliebten Kunststoffmüll loszuwerden. Weil die Konsequenzen einer Auflehnung gegen die Exporteure verheerend wären, nimmt Indonesien diese Schmuggelware in Kauf, um nicht ihr eigentliches Geschäft zu verlieren. Die Konsequenz: Ein Großteil des Plastikmülls wird von den Papierfabriken in die Flüsse gekippt und verteilt sich überall in Form von Mikroplastik.
Die ganze Geschichte sowie weitere Infos findet ihr hier in der Doku des Y-Kollektiv:
Was hinter den Verpackungen steckt
Die Basis der meisten Verpackungen aus Kunststoff ist Erdöl, dies kann jedoch auf viele Weisen zu verschiedenen Kunststoffarten weiterverarbeitet werden.
Die meisten Getränkeflaschen sind aus PET (Polyethylenterephthalat), PS (Polystyrol) ist aufgeschäumt als Styropor bekannt, Joghurtbecher sind meist aus PP (Polypropylen). Einzeln sind diese Kunststoffarten einfach zu verwerten. Recyceltes PET kann beispielsweise in der Kleidungsindustrie wieder eingesetzt werden.
Werden die verschiedenen Kunststoffarten für eine Verpackung jedoch gemischt, sind die Materialien kaum noch zu recyceln.
Alles, was von diesen Verpackungen in den Verwertungsanlagen als weiter verwertbar erkannt wurde, landet in einer Recyclinganlage. Dort kommen Müllballen an, die fast sortenrein sind. Dort wird der Kunststoff zunächst zerkleinert, dann gewaschen und Fremdkörper wie Etiketten entfernt. Nach dem Waschen werden die Kunststoffflocken getrocknet, eingeschmolzen und schließlich Granulat, in Form von kleinen Kügelchen hergestellt. Dieses Granulat wird auch als Rezyklat bezeichnet.
Leider ist Recycling-Kunststoff immer noch ein Nischengeschäft. Die meisten nehmen neuen Kunststoff, der direkt aus Erdöl hergestellt wird. Das liegt daran, dass dieses gerade so günstig ist. Folglich sind nur 12 % der in Deutschland hergestellten Kunststoffe aus Rezyklat.
Mehr dazu könnt ihr in der Doku von puls nachschauen:
Was wir tun können
Bevor der Müll in solchen Verwertungsanlagen ankommt, muss er richtig getrennt werden. Das ist unsere Aufgabe! Alles was im Restmüll landet, wird direkt verbrannt und bekommt gar nicht die Chance, in den Verwertungsanlagen in einen Recyclingkreislauf zu gelangen.
Daher: Müll zuhause trennen, so gut es geht. Werft so wenig wie möglich in den Restmüll, denn der wird direkt verbrannt. Bei allem, was in den gelben Sack bzw. die gelbe Tonne oder Plastiksammelcontainer kommt, auf die korrekte Trennung achten, z. B. beim Joghurtbecher den Aludeckel vor dem Entsorgen entfernen.
Fragt so oft es geht nach recyceltem Plastik, denn umso höher die Nachfrage, umso größer der Druck auf die Unternehmen, etwas zu tun. Denn es sind vor allem die Konzerne, die zur Tat schreiten müssen: Diejenigen, die den Müll verursachen, müssen die Verantwortung dafür tragen, wie er entsorgt wird und sie nicht einfach so in unsere Hände geben!
Das traurige Fazit der Dokus ist leider, dass Recyceln allein nicht reicht, um unser enormes Müllproblem in den Griff zu bekommen, wir müssen versuchen, unsere Müllmenge zu reduzieren!
Hier gilt der einfach Merksatz:
vermeiden – wiederverwenden – recyceln
Wenn es geht, kauft unverpackt ein, verwendet Produkte und Verpackungen mehrfach und setzt auf Mehrwegprodukte. Mehr dazu könnt ihr in unserem Blog nachlesen: Mehrweg statt Einweg. Weitere Tipps zum richtigen Recyceln gibt es hier:
Infos und Tipps zum richtigen Recycling und Fehler, die es zu vermeiden gilt
- Beim Joghurtbecher den Aludeckel abziehen, denn die Teile müssen getrennt verwertet werden und das geht nicht, wenn sie noch zusammenhängen.
- Bei Schraubgläsern und anderem Altglas den Deckel getrennt recyceln
- Nur das richtige Papier ins Altpapier: Kassenbons/Fahrscheine etc. aus Thermopapier, stark beschichtetes oder verschmutztes Papier, Servietten, benutzte Taschentücher oder auch Kartons von Tielkühlware müssen im Restmüll entsorgt werden!
- Vielleicht hast du schon einmal von Bioplastik gehört. Das soll deutlich schneller verrotten als Plastik und somit besser für die Umwelt sein. Irrtümlich wird es daher im Biomüll entsorgt. Allerdings verrottet es viel zu langsam dafür, daher gehört es in den Restmüll.
- Schwarze Verpackungen aus Plastik sind nicht recycelbar, da sie von den Sensoren in den Anlagen nicht erkannt werden. Das muss anschließend von Hand aussortiert werden, was aufwändig und fehleranfällig ist.
- Die meisten Folien von Verpackungen mit Materialmix und verschiendenen Lagen Folien sind für den Recyclingkreislauf nutzlos, da sie nicht getrennt werden können. So z. B. Chipstüten.
- Grundsätzlich gilt: Wenn du dir bei etwas nicht sicher bist, informiere dich vor der Entsorgung!
Das kleine Recycling 1×1: Welcher Müll muss wie entsorgt werden?
Um euch einen Überblick zu geben, haben wir nicht nur Kunststoffabfälle, sondern auch andere Müllarten mit aufgenommen.
Gelber Sack bzw. gelbe Tonne / Kunststoffsammlung
(Da es hier große regionale Unterschiede gibt, informiere dich hier am besten nochmal bei deiner lokalen Behörde, denn jede Kommune regelt ihre Mülltrennung ein wenig anders)
Dont’s: unter anderem Einwegspritzen, Gartenschläuche, CDs/DVDs, Schaumstoffe, Spielzeug, Windeln, Gebrauchsgegenstände aus Kunststoff
Bioabfall
Auch hier gibt es viele Unterschiede, je nach Region. Einfach vorab informieren.
Do’s: (Blumen-) Erde, kleinere Pflanzen, Eierschalen, Grasschnitt, Laub, altes Brot, Kaffeesatz, Obst- und Gemüseabfälle
Dont’s: Stark verdorbene Lebensmittel, Speisereste, Knochen, Fleisch
Altpapier
Do’s: Zeitungen, Briefe, Kartonagen (bestenfalls flach falten!), Hefte, Prospekte, Magazine
Dont’s: Fotos, verschmutztes oder beschichtetes Papier, Taschentücher, Küchenrolle, Papierhandtücher
Altglas
Bitte trennen in Bunt- und Weißglas!
Do’s: Einwegflaschen, Parfum, Konservengläser, Weinflaschen, Limonadenflaschen
Dont’s: Glasgeschirr, Glühbirnen und -lampen, Fensterglas, alle Glasbehälter mit Restinhalten
Wie ihr seht, ist es gar nicht so leicht, sich beim Müll-trennen und -entsorgen richtig zu verhalten und was danach mit den Müllmengen passiert, haben wir kaum in der Hand. Dennoch hilft es enorm, richtig zu recyceln und sich Gedanken über die korrekte Entsorgung zu machen.
Aber am besten ist es nach wie vor zu versuchen, Abfall wo es geht zu vermeiden und ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen. Wenn wir alle das tun, können wir sicherlich dazu beitragen, die Müllberge bei uns und in Ländern wie Indonesien zu verkleinern oder gar ganz abzuschaffen. Euer beeanco-Team (Hannah K.)
Foto: Polina Tankilevitch