Herzlich willkommen im TierQuarTier Wien! Das Tierschutz-Kompetenzzentrum am Rande von Wien kümmert sich speziell um Fund- und entlaufene Tiere sowie ausgesetzte und herrenlose Vierbeiner. Auch abgenommene und beschlagnahmte Hunde, Katzen und Kleintiere finden hier medizinische Versorgung und eine Vermittlungsstelle für ein neues und besseres Zuhause. Im Rahmen von beeanco on Tour haben wir für euch hinter die Kulissen geblickt und herausgefunden, wie dort der Arbeitsalltag für Mensch und Tier aussieht und welche Konsequenzen die Corona-Pandemie in diesem Zusammenhang mit sich gebracht hat.
Tiere sind keine Heilung für Einsamkeit
Durch die Corona-Pandemie hat sich nicht nur die Arbeitsweise für die Mitarbeiter und der freiwilligen Helfer des TierQuarTiers Wien verändert, sondern auch die Tiere mussten sich teilweise anpassen. Da freiwilliges Engagement am Anfang der Pandemie nicht möglich war, fielen leider übliche Kuschelzeiten und Spielstunden weg, und die Mitarbeiter mussten sich nicht nur organisatorisch in Kleingruppen zurechtfinden, sondern auch neue kommunikative Strategien ausarbeiten. Frau Horak vom TierQuarTier Wien berichtet uns im Interview: „Wir haben wirklich darauf geachtet, dass es bei uns im Haus keine Konsequenzen für die Tiere gibt. Es war wirklich eher ein Aufwand für die Mitarbeiter.“
Die nächste Herausforderung, die durch die Corona Pandemie aufkam, scheint auf den ersten Blick eine Erleichterung: Das Interesse an den Tieren stieg während dieser Zeit. Der Haken? „Woher kommt das Interesse an dem Tier? War das schon länger da? Ist der Mensch gut darauf vorbereitet?“ All diese Fragen, erzählt uns die Mitarbeiterin, mussten verstärkt gestellt werden, denn oft haben Interessenten während dieser Zeit nur einen Einsamkeitskiller in dem Tier gesucht und waren sich der damit verbundenen Verantwortung nicht bewusst. „Ich kann mir schon vorstellen, dass viele Menschen wirklich einsam waren und da ist leider dieser Aberglaube, dass ein Kleintier sehr einfach zu halten ist. […] Das ist es jedoch definitiv nicht!“ versichert uns Frau Horak.
Aussetzen ist strafbar
Die Mitarbeiterin des TierQuarTiers Wien appelliert „Aussetzen sollte nie eine Option sein!“ Davor sollten andere Lösungsansätze in Betracht gezogen werden: Können Nachbarn, Freunde oder Bekannte bei der Betreuung unterstützen? Sollte dies nicht möglich sein, ist eine Vermittlung im Freundes- und Bekanntenkreis von Vorteil, da möglicherweise bereits ein Bezug zwischen Mensch und Tier besteht. Bei der Vermittlung können auch verschiedene Angebote von Tierschutzorganisationen und Vereinen helfen. Die allerletzte Option sei die Abgabe in einem Tierheim.
Hinweis: Das TierQuarTier ist nicht zuständig für private Abgaben, da dies die Kapazitäten des Tierheims sprengen würden.
Rundgang durch das TierQuarTier Wien
Nach unserem Interview durften wir das Tierheim besichtigen, welches sich über fast 10.000m² erstreckt. Dabei stießen wir nicht nur auf süße Vierbeiner, die alle eine persönliche und tragische Geschichte hatten, sondern uns fielen direkt einige Dinge auf:
- Die Gehege waren alle mit Liebe und Sorgsamkeit eingerichtet.
- Das Tierheim ist nicht so aufgebaut, dass man bei einem Rundgang alle Tiere direkt besuchen kann. Dadurch soll Stress aufseiten der Tiere und „Blitzverlieben“ bei den Besuchern vermieden werden.
- Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Hygiene, um Mensch und Tier zu schützen.
- Hunde haben extra Außenbereiche und eine eigene „Gassi-Möglichkeit“ direkt auf dem Gelände.
- Das TierQuarTier Wien ist nachhaltig! Zu mindestens, was die Stromversorgung betrifft, denn diese wird direkt von dem Nachbarn vis-à-vis bezogen: Die Mülldeponie Rautenweg versorgt die Einrichtung mit nachhaltigen Strom aus Gärgasen.
Helfen wo Hilfe gebraucht wird
Wie zuvor erwähnt, ist es nicht in jeder Lebenslage sinnvoll ein Tier anzuschaffen. Dies gilt auch für Tiere aus dem Tierheim. Ihr wollt jedoch trotzdem helfen? Wie wäre es, wenn ihr das TierQuarTier Wien mit eurem freiwilligen Engagement unterstützt? Es werden immer wieder freiwillige Helfer für den Tierrettungsdienst oder die Tierpflege gesucht. Ansonsten freut sich die Einrichtung auch immer sehr über Geld– oder Sachspenden. Tierpartnerschaften sind zudem die perfekte Möglichkeit einem Vierbeiner unter die Pfoten zu greifen. Und haltet die Ohren und Augen offen: Möglicherweise freut sich jemand in eurem Bekanntenkreis über eure Unterstützung mit deren Haustier.
Hinweis: Ihr wollt das TierQuarTier mit einer Geldspende unterstützen? Hier findet ihr alle notwendigen Infos…
Spendenkonto: TierQuarTier Wien, UniCredit Bank Austria, IBAN: AT59 1200 0100 1369 9342,BIC: BKAUATWW
Lessons Learned
Diese Punkte sind uns durch unseren Besuch besonders klar geworden:
- Tiere sind keine Geschenkoption, Lückenfüller oder Freizeitbeschäftigung. Unsere Lebensumstände müssen mit denen eines Tieres zusammenpassen, denn ansonsten leidet vor allem das Tier.
- Unser persönlicher Egoismus darf bei der Tieranschaffung keine Rolle spielen. Qualzuchten und illegaler Tierhandel dürfen unter keinen Umständen unterstützt werden, nur damit wir unrealistische Tierideale nach gehen können.
- Die Aussage „Das Tier hat es doch überall viel besser als im Tierheim“, bestätigt uns Frau Horak, „stimmt so nicht immer, denn wenn die Lebensumstände nicht passen, dann passt es nicht.“
- Jedes Tier hat eine eigene persönliche und tragische Hintergrundgeschichte, die nicht unterschätzt werden darf.
Deshalb gilt: Bevor man sich ein Tier anschafft, muss man sich intensiv informieren, denn Tierarzt und Pflegekosten sowie der Zeitaufwand dürfen bei der Tierhaltung nicht unterschätzt werden.
Wir bedanken uns besonders beim TierQuarTier Wien und bei Frau Horak für den Einblick in ihre anspruchsvolle und wichtige Arbeit.
Haltet die Ohren und Pfoten steif! Euer beeanco-Team (Lena J.)
Und wenn ihr bereits einen Vierbeiner daheim habt, dann gönnt ihm doch auch das beste Futter.
Fotos: Lena J.